Das Originalbild habe ich 2005 in Weiden gemalt. Zu Beginn sah es farblich komplett anders aus, eher neutral und zurückhaltend. Mit diesen Foto-Bearbeitungen habe ich aber das Spiel mit den Farben erneut gewagt. Fotokopien davon hatte ich mit nach Spanien genommen und meine Männer-WG in Madrid und deren Freunde haben sie mir gern als Erinnerung abgenommen. Ich denke, die Farben sprechen an, weil sie etwas Lebendiges haben, etwas Energiespendendes. Es ist keine große Kunst, so etwas zu malen, aber "All Spaces" hat für mich eine tiefe Bedeutung. Ich habe die Namen all der Städte in die Bilder integriert, in denen ich gelebt habe. All diese Orte machen einen Teil von mir aus.
Als Kind dachte ich immer, dass ich niemals wegziehen würde, für immer und ewig meine Heimat bräuchte. Vor dem Abitur und besonders kurz danach aber hat mich das Nomadenblut durchströmt. Die Angst vor Neuem wich der Neugier auf fremde Orte, Länder und Sprachen, andere Menschen. Ich wollte und will immer weg, weg, weg. Und bis heute habe ich eine Unruhe in mir, die mich raus treibt. Ins kalte Wasser springen gibt mir mehr, als bequem an einem Ort zu weilen. Vor allem, wenn der Ort mir nicht mehr das geben kann, wonach ich mich sehne. Ich bin mir bewusst, dass es nicht ewig ein Nomadenleben sein kann, wenn man bestimmte Dinge erreichen will, doch bisher hat es sich so gestaltet, dass ich immer die Phasen meines Lebens abpasste, so dass die Orte gut dazu passten.
Mein Stadtroda hat mich beschützt und behütet groß gezogen. Keine Großstadt hatte da Einfluss auf mich, was ich im Nachhinein gut finde. Jena ist etwas ganz Besonderes - sie ist eine Stadt, die ich mit guter Musik, Kunst, intellektuellen Menschen und viel Tiefgründigkeit verbinde. Sie hat mir in der Nachschulzeit eine Übergangsphase geschenkt, an die ich mich gern erinnere und deren Menschen ich bis heute im Herzen trage. Weiden war ein Experiment für mein Herz und meine Selbstständigkeit, das mich einen großen Schritt weiter brachte, etwas Musik verewigte und auch dort habe ich eine Seele, meine liebe Jenny, die ich nie im Leben missen möchte. Paris ist dazwischen ein kurzer aber intensiver Abstecher gewesen, der mir wieder bewusst machte, wieviel mehr ich lebendig sein kann, wenn ich mal raus komme. Nicht zu vergessen, dass Französisch nicht nur meine erste Fremdsprache, sondern auch die schönste Sprache für mich ist und bleibt. Die Liebe für die Sprache und das Land habe ich meinem Vater zu verdanken. Er hat mich hier mehr geprägt, als er weiß. Madrid hat mein Immunsystem lahm gelegt, mir eine Sprache nahe gebracht, die ich sehr praktisch finde und die ich verstand, ohne je ein Wort wirklich gelernt zu haben. Die Zeit in Marbella steht für Multikulti und Hippie-Leben, aber auch für Angst, Oberflächlichkeit, operierte Millionärsgattinnen, vor denen ich erschrak, für herzliche Argentinier ... und für eine Zeit, in der ich mich zwischen Alt und Neu entscheiden musste. Ich entschied mich für Alt und landete in der Stadt, die in Deutschland zu der Zeit die Einzige war, in der ich leben wollte. Regensburg - hier habe ich nun alles erlebt und gelebt und das erreicht, was ich mir wünschte. Und die Menschen, die mich hier prägten, ja sie alle sind zum Großteil leider nicht mehr hier, weiter gezogen oder sie waren sowieso nur auf der Durchreise. Sie sind eine Reflektion, sind neue Optionen und Inspirationen.
Aber das genau ist es, was Regensburg ist und war für mich - eine Inspiration. Und "All Spaces" wird eine neue Auflage bekommen, solange das Zigeunerblut in mir fließt.
Schön! Wenn ich könnte, würde ich auch sofort meine Sachen packen. Deine Gedanken haben mich einmal mehr dazu ermutigt!
AntwortenLöschenIch finde deinen Text zum Bild sehr schön - gibt es einen Grund, dass du alle "Lebensabschnitte" gleich gestaltet hast? Ich muss zugeben, ich habe erst den Text gelesen und dachte in den einzelnen Rechtecken sind dann die Gefühle eingearbeitet (oder macht das für dich die Farbwahl?) was ich richtig gut finde ist dein Homepagehintergrund - ist das ein Aquarell?
AntwortenLöschenPS ich komme übr aus Jena ;-)
Danke an euch beide! Genau das ist die Stimmung "Koffer packen". Offen gestanden liegen all diese Lebensabschnitte hinter mir bzw. sind am abschließen. Ich habe keinen Wert auf individuelle Gestaltung gelegt, mit Farben spielen musste ich aber, weil keiner der Abschnitte dem anderen glich. Ich nehme aber aus jedem gleichermaßen viel mit. Zu dem einem Jahr in Regensburg (2008) gibt es noch ein extra Bild, das folgt bestimmt bald.
AntwortenLöschenDer Hintergrund, da muss ich dich leider enttäuschen ist nicht von mir, aber es stimmt, dass es Aquarell ist. Ich denke, ich werde meine Version davon einmal malen & schauen, wie ich den Hintergrund bei Blogspot individualisieren kann. Schön, dass jemand aus der Heimat mitliest :-).